Die Abhängigkeit Europas von proprietären Tech-Giganten wie Microsoft, Google und Amazon bei kritischen Software- und Datendiensten bereitet den europäischen Unternehmensführern zunehmend Sorgen. Die Entscheidungsträger stellen sich zunehmend eine praktische Frage: Können wir uns bei den sensibelsten Daten und der Zusammenarbeit in Europa noch auf die US-Technologie verlassen?
Die Nachfrage nach "europäischen Alternativen" ist im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen (um genau zu sein, um 660% im Vergleich zum Vorjahr) und spiegelt eine breitere Bewegung von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen wider, die die Kontrolle über ihre digitale Infrastruktur zurückgewinnen wollen. Die Auslöser liegen auf der Hand: die Durchsetzung von NIS2 und DORA, die zunehmende Prüfung des EU-US-Datenschutzrahmens und sogar Betriebsstörungen wie der jüngste AWS-Ausfall, der europäische Nutzer stundenlang offline ließ.
Abhängigkeit bringt versteckte Kosten mit sich
Europäische Unternehmen sind nach wie vor stark von US-amerikanischen Cloud- und Collaboration-Anbietern abhängig, von Microsoft 365 über AWS bis hin zu Google. Diese Abhängigkeit birgt Risiken, die sich nicht länger ignorieren lassen.

- Konflikte um die Einhaltung von Vorschriften
Der U.S. CLOUD Act und FISA 702 geben amerikanischen Behörden das Recht, auf Daten von US-Unternehmen zuzugreifen, selbst wenn diese Daten auf europäischen Servern gespeichert sind. Das führt zu einem klaren Widerspruch zu GDPR, NIS2 und DORA - Regelwerken, die eine strikte Kontrolle über den Zugriff auf personenbezogene und operative Daten verlangen.
- Reputationsrisiko
Jeder Verstoß gegen die Datenschutzbestimmungen untergräbt das öffentliche Vertrauen. Das niederländische Parlament warnte kürzlich, dass die digitale Infrastruktur des Landes "in gefährlicher Weise von amerikanischen Anbietern abhängig" sei, und forderte einen "Plan B", um das Risiko zu verringern. Für Organisationen, die mit sensiblen Daten umgehen, vom Gesundheitswesen bis zur Verteidigung, können die Kosten für den guten Ruf, die entstehen, wenn man sich auf Nicht-EU-Systeme verlässt, den Nutzen überwiegen.
- Bindung an den Anbieter
Langfristige Verträge, proprietäre APIs und kostspielige Migrationsprozesse halten Unternehmen in Ökosystemen gefangen, die sie nicht einfach verlassen können. Wie die Wire-Umfrage zur EU-Souveränität zeigt, geben 63 % der europäischen IT- und Compliance-Führungskräfte an, dass sie zu EU-Tools wechseln würden, wenn die Migration einfacher wäre.
- Operative Anfälligkeit
Wenn Hyperscale-Plattformen ausfallen, wirken sich die Auswirkungen auf ganze Branchen aus. Ein einziger AWS-Ausfall im Jahr 2025 brachte Banken, Logistik und öffentliche Dienste in ganz Europa zum Erliegen - eine deutliche Erinnerung daran, dass die Ausfallsicherheit nicht von einem einzigen ausländischen Anbieter abhängen kann.

Warum Alternativen ein Wettbewerbsvorteil sind
Die Wahl europäischer Alternativen ist längst kein Kompromiss mehr – sie ist ein klarer Wettbewerbsvorteil.
Organisationen, die sich frühzeitig für souveräne und quelloffene Technologien entscheiden, lehnen Innovationen nicht ab, sondern sind führend. Das österreichische Bundesheer ist auf LibreOffice umgestiegen, um die Datenhoheit zu schützen. Die Schwarz Gruppe, einer der größten europäischen Einzelhandelskonzerne, wickelt seine digitalen Aktivitäten über StackIT ab und ist damit Teil einer breiteren Bewegung europäischer Unternehmen, die souveräne Plattformen wie Wire nutzen, um die Abhängigkeit von Nicht-EU-Staaten zu verringern. Oder die dänische Regierung, die Microsoft Teams für öffentliche Einrichtungen auslaufen lässt.
Diese Entscheidung spiegelt den Wandel wider, dass Souveränität nicht mehr als politische Angelegenheit betrachtet wird, sondern als Voraussetzung für einen sicheren, nachhaltigen Betrieb. Sie haben verstanden, dass echte Innovation von Autonomie, Interoperabilität und überprüfbarer Sicherheit abhängt.
Die hybride Realität: Es geht nicht um alles oder nichts
Der Weg zur Souveränität erfordert keine vollständige Abkehr von bestehenden Plattformen. Die meisten Unternehmen setzen heute auf hybride Modelle, bei denen EU-basierte Tools in bestehende Arbeitsabläufe integriert werden, anstatt alles über Nacht zu ersetzen.
Wie Hanna Bozakov von Tuta in einem kürzlichen Gespräch mit Wire Uncut sagte: "Der Wandel kann in kleinen Schritten erfolgen. Beginnen Sie damit, einen neuen Anbieter für Ihre sensibelste Kommunikation zu nutzen, und migrieren Sie dann nach und nach weitere Arbeitsabläufe in eine sichere Umgebung oder leben Sie auf eine hybride Weise."
Diese Perspektive zeigt, wie viele Unternehmen echte Fortschritte erzielen – durch pragmatisches Ausprobieren statt radikaler Umbrüche. Andy Piper von Mastodon schlug in dieselbe Kerbe: "Wir vergessen, dass die Tools, mit denen wir heute vertraut sind, sich früher auch ungewohnt angefühlt haben. Wachstum bedeutet zunächst Unbehagen."
Für viele Unternehmen beginnt dieses Wachstum mit der Integration von souveränen Kommunikationsplattformen wie Wire für die vertrauliche Zusammenarbeit, während Mainstream-Suiten wie Microsoft 365 für die allgemeine Produktivität beibehalten werden. Andere setzen auf Multi-Cloud-Konfigurationen, die eine EU-basierte Infrastruktur mit ausgewählten US-Plattformen unter strenger Kontrolle der Datensegmentierung kombinieren.
Dieser schrittweise Ansatz trägt dazu bei, ein Gleichgewicht zwischen Compliance, Benutzerfreundlichkeit und Geschäftskontinuität herzustellen, so dass Souveränität erreicht werden kann, ohne dass ein abrupter Wandel erzwungen wird.
Der wirtschaftliche und strategische Imperativ
Digitale Souveränität ist nicht nur ein Trend zur Einhaltung von Vorschriften, sondern auch eine wirtschaftliche Strategie. Nach Angaben von Forrester muss Europa jährlich 800 Milliarden Euro investieren, um bei der digitalen Produktivität wettbewerbsfähig zu bleiben. Um diesen Wert in Europa zu halten, müssen europäische Technologien entwickelt und eingesetzt werden.
Initiativen wie EuroStack, die von der Bertelsmann Stiftung und führenden Wirtschaftswissenschaftlern unterstützt werden, gehen davon aus, dass für die Schaffung eines souveränen europäischen Tech-Stacks bis 2035 300 Milliarden Euro benötigt werden, die in die Bereiche Halbleiter, Cloud, KI und Kommunikationsinfrastruktur fließen.
Diese Investitionen zeugen von langfristiger Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit. Souveräne Clouds, Open-Source-Software und EU-eigene Kommunikationstools tragen dazu bei, geistiges Eigentum zu bewahren, die Abhängigkeit von außen zu verringern und Innovationen zu fördern, die in europäischen Werten verwurzelt sind: Datenschutz, Transparenz und Verantwortlichkeit.
Was Unternehmen als nächstes tun sollten
- Abhängigkeiten prüfen
Stellen Sie fest, wo kritische Daten und Kommunikation über Nicht-EU-Anbieter fließen. Identifizieren Sie die Punkte, die unter die US-Rechtsprechung fallen.
- Integrieren Sie Alternativen
Beginnen Sie mit risikoreichen Schichten: sichere Zusammenarbeit, Cloud-Hosting und Speicherung. Führen Sie EU-basierte Tools wie Wire, Nextcloud oder StackIT ein, die die GDPR-, NIS2- und DORA-Standards erfüllen.
- Widerstandsfähigkeit aufbauen
Implementieren Sie hybride und Multi-Cloud-Modelle. Nehmen Sie Souveränitätsklauseln in Ausschreibungen und Beschaffungsrichtlinien auf, um zukünftige Flexibilität zu gewährleisten.
Souveränität als Strategie
Digitale Souveränität bedeutet Bereitschaft.
Die Unternehmen, die jetzt handeln, schotten sich nicht von der Welt ab, sondern sichern sich ihren Platz in ihr.
Indem sie sich für in Europa entwickelte und in der EU gehostete Alternativen entscheiden, sichern sie sich für die Zukunft gegen Compliance-Streitigkeiten, politische Instabilität und den nächsten großen Ausfall ab. Souveränität ist keine Last, sondern ein Geschäftsvorteil, der das nächste Jahrzehnt der europäischen Innovation bestimmt.
Entdecken Sie die vollständigen Ergebnisse in The Enterprise Guide to EU Alternatives by Wire.